Kennst du das Gefühl, wenn du alles gibst, aber nicht sicher bist, ob es reicht? Wenn dein Körper schreit, dein Kopf zweifelt, aber irgendwo tief in dir eine kleine Flamme brennt, die sagt: ‚Geh weiter‘? Genau dieses Gefühl hat mich 120 Kilometer lang begleitet – durch Dunkelheit, Schmerz, Zweifel und am Ende bis zur Erkenntnis, wie stark ich wirklich bin.
Burgenland Extrem ist kein Spaziergang. Es ist eine Reise an die Grenzen – und manchmal darüber hinaus. Aber es ist auch so viel mehr: Es ist eine Begegnung mit Dir selbst, mit den Teilen in Dir, die Du im Alltag gerne versteckst. An diesem Tag habe ich sie alle kennengelernt: die Kämpferin, die Zweiflerin, die Träumerin und die Siegerin. Und jetzt nehme ich Dich mit – Schritt für Schritt, Kilometer für Kilometer. Bereit? Dann los.
Ein Start voller Euphorie und die ersten kleinen Hürden
Es ist Freitag 4:30 Uhr in Oggau. Die Luft ist klar und frisch. Menschen jeden Alters, Stirnlampen und das Geräusch von festen Schuhsohlen, die den Asphalt küssen. Du fühlst dich wie ein Teil von etwas Großem – eine Gemeinschaft, die sich aufmacht, das scheinbar Unmögliche zu schaffen. Die Stirnlampen der Teilnehmer zeichnen flimmernde Lichtpunkte in die Dunkelheit, das leise Murmeln der Stimmen vermischt sich mit dem Knistern der Schuhe auf Asphalt. Spürst du das? Diese Energie? Sie durchdringt alles. Jeder hier ist voller Erwartungen, Vorfreude und, ja, auch ein bisschen Nervosität macht sich breit.
Die ersten Kilometer fühlen sich leicht an. Du merkst die kühle Morgenluft in den Lungen, das Knirschen der Schritte im Rhythmus deiner Gedanken. Doch während die Sonne in Ungarn aufgeht und der Tag beginnt, zeigt die Strecke langsam ihr wahres Gesicht. Der Asphalt – anfangs ein treuer Begleiter – beginnt sich unaufhaltsam in deine Füße zu brennen. Ab Kilometer 60 ist es kein sanftes Ziehen mehr. Nein, es sind Blasen oder auch das zwicken der Muskulatur in den Beinen und Hüften, die dich auf jede noch so kleine Unebenheit aufmerksam machen.
Doch du gehst weiter, Schritt für Schritt. Die Euphorie des Starts weicht einer nüchternen Erkenntnis: Das hier ist kein Spaziergang. Es ist eine Herausforderung, die gerade erst begonnen hat.
Extremwandern rund um den Neusiedler See
Die Strecke war perfekt ausgeschildert, es gab regelmäßige Verpflegungsstationen mit allem, was das Wanderherz begehrt, und das Team vor Ort war immer zur Stelle, um uns anzufeuern, zu verpflegen und zu unterstützen. Man spürte förmlich die Leidenschaft und Hingabe, mit der dieses Event auf die Beine gestellt wird – und das Jahr für Jahr. An dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN an alle Mitwirkenden, die dieses Event unvergesslich machen.
Ab Kilometer 90 – Willkommen in der Hölle
Es ist später Abend, die Dunkelheit hat die letzten Sonnenstrahlen längst verschluckt. Die Welt um dich herum besteht nur noch aus dem Lichtkegel deiner Stirnlampe, der die Straße vor dir ausleuchtet. Der Himmel hat sich verändert: Tagsüber war er sonnig, fast freundlich, doch jetzt zieht Nebel auf. Und dann kommt der leichte Regen. Dein Gemütszustand ändert sich schlagartig, und der Asphalt, der ohnehin schon deine Fersen quält, scheint plötzlich überall zu sein – unter dir, in dir, in deinem Kopf.
Nach 90 Kilometern begann der wahre Kampf. Mental und körperlich. Es war, als würde mein Körper gegen mich rebellieren. Die ewig langen, schnurgeraden Asphaltwege zehrten an meinen Nerven und an meinen Sohlen. Kein Ende in Sicht, nur das monotone Licht der Stirnlampe und meine Gedanken, die immer wieder flüsterten: „Hör doch einfach auf.“
Doch da war diese leise, hartnäckige Stimme in mir, die nicht locker ließ. Sie sagte: „Du schaffst das.“. Und dann dachte ich an meinen Mann und mein Kind. Sie glaubten an mich, fieberten mit und motivierten mich aus der Ferne. Für sie und für mich selbst wollte ich durchhalten. Die Schmerzen in meinen Fersen und Sohlen waren unerträglich, meine Blasen fühlten sich an wie offene Wunden. Doch hinsetzen? Keine Chance. Ich wusste, wenn ich einmal sitzen würde, käme ich nicht mehr hoch.
Der Körper bricht fast zusammen, aber der Kopf macht weiter
Die 12 Stunden in der Dunkelheit waren surreal. Irgendwann marschierst du wie in Trance, taumelst, weil dein Kreislauf und dein Magen nicht mehr mitspielen. Es ist tiefste Nacht, und die gute Laune hat sich verkrochen. Doch mit ihr scheint auch ein Teil deiner Energie verschwunden zu sein. Du taumelst vorwärts, jeder Schritt fühlt sich an, als würdest du durch zähflüssigen Nebel waten. Der Kreislauf schwankt, dein Magen rebelliert. Du hast keinen Hunger, aber dein Körper schreit nach Energie.
Die Labe in Neusiedl rettet mich. Hier lasse ich meine Füße behandeln. Die Pflaster, die sich lösen könnten, werden ersetzt, und ich fühle einen Funken Erleichterung. Aber der Gedanke an die letzten 27 Kilometer bleibt. Der Weg wird einsamer. Die Menschen, die anfangs noch motiviert weiter liefen, werden weniger. Du siehst sie kaum noch, nur vereinzelte Gestalten, die wie Schatten in der Dunkelheit wandeln.
Doch während du gehst, spürst du etwas Seltsames: Trotz der Schmerzen in den Füßen, trotz der Müdigkeit und der wachsenden Zweifel, merkst du, dass dein Körper funktioniert. Dein Rücken, deine Knie – sie halten durch. Das Training, das du gemacht hast, zahlt sich aus. Du bist überrascht, wie viel du aushalten kannst.
Der Moment des Ankommens
Samstag 6:30 Uhr, Oggau. Du siehst die Lichter, hörst die Zielglocke und die ersten Stimmen und kannst es kaum glauben: Du bist da. Alles in dir schreit nach Erleichterung, nach Ruhe, nach einem Ende. Und doch fühlst du dich so lebendig wie nie zuvor. Die 120 Kilometer haben dir alles abverlangt – und alles gegeben.
Wenn ich auf diese Reise zurückblicke, dann nicht nur auf die Schmerzen oder die Erschöpfung. Ich denke an die Momente, in denen ich an mich geglaubt habe, obwohl es kaum noch Grund dafür gab. An die Gedanken an meinen Mann und mein Kind, die mich angetrieben haben, auch wenn ich am liebsten einfach aufgegeben hätte. An die kleine Stimme in mir, die mich immer wieder erinnert hat: „Du kannst das. Du machst das nicht nur für Dich, sondern auch für die, die an Dich glauben.“
Das Gefühl, die Ziellinie zu überschreiten, ist unbeschreiblich. Es ist nicht einfach nur Freude oder Stolz – es ist, als würdest du eine Version von dir selbst kennenlernen, die du vorher nicht für möglich gehalten hättest. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie stark mein Körper ist, wie stark mein Wille sein kann. Und auch wenn die Blasen an meinen Füßen und der Muskelkater in meinen Beinen ein paar Tage bleiben, diese Erkenntnis bleibt für immer: Ich habe es geschafft. Ich bin über mich hinausgewachsen.
Warum Du es auch wagen solltest
Burgenland Extrem ist mehr als nur ein Marsch. Es ist eine Reise zu Dir selbst. Du entdeckst, wie stark Dein Wille sein kann, wie weit Dein Körper Dich tragen kann, und wie viel Du über Dich selbst lernst, wenn Du an Deine Grenzen gehst.
Ja, es tut weh. Ja, es wird Momente geben, in denen Du aufgeben willst. Aber der Stolz, den Du danach empfindest, ist unbeschreiblich. Es ist nicht nur ein Marsch um den Neusiedler See – es ist eine Transformation.
Bist Du bereit, Dich selbst zu überwinden? Dann wage es. Ich verspreche Dir, es wird eine Erfahrung sein, die Du niemals vergisst.
Hier findest du auf meinem Instagram Kanal noch ein kleines Video, was oft mehr sagt als 1000 Worte: KLICK zum Video Burgenland Extrem